Freitag, 21. November 2014

Ferienreif

Ich hänge mit meinen Updates ein bisschen hinterher, deswegen folgt jetzt gleich der nächste, kurze Post.

Weil Winter und Sommer hier auf der Südhalbkugel unserer Erde vertauscht sind, fängt bei mir jetzt der Sommer an, während es bei euch in Deutschland immer kälter wird. Und Sommerzeit ist eben auch Ferienzeit und deswegen kann ich jetzt ganz stolz und glücklich sagen: ICH HABE FERIEN!

Schon gestern hatte ich meinen ersten Ferientag und muss bis Februar auch nicht mehr in die Schule gehen. Vom 12. - 18. Februar ist in Salvador dann der Karneval und in dieser Zeit ist auch für alle Schüler frei.

Die letzten Tage in der Schule waren sehr lustig. Einen Tag hatte sich meine Klasse zusammen mit der Parallel-Klasse überlegt, verkleidet in der Schule zu kommen und einen anderen Tag haben wir gemeinsam im Klassenzimmer gefrühstückt. Einige der Lehrer haben nochmal eine kleine Rede für ihre Schüler gehalten und ihnen ein paar nette Worte mit auf den Weg gegeben. Da ist mir wieder dieses vertraute Lehrer-Schüler-Verhältnis bewusst geworden, weil sich hier am Ende alle, auch die Lehrer, weinend in den Armen lagen, während die letzten Worte meiner Klassenlehrerin aus Deutschland sich auf ein "Viel Spaß" beschränkten.
Warum aber alle so sentimental waren und anfingen ( und das schon ab Montag, ein einhalb Wochen vor dem Ferienbeginn) zu weinen, habe ich nicht ganz verstanden, nach den Ferien sehen sie sich in der selben Klasse ja wieder sehen...außer wir Austauschschüler, wir wechseln dann die Klasse.

Klassenfoto
zusammen mit der Parallel-Klasse
und dann alle noch mal verkleidet
 Wirkliche Pläne für die Ferien habe ich nicht, weil ich mit meiner Familie nicht reisen werde. Trotzdem hoffe ich, dass mich ein paar Freunde von mir mit nach Rio nehmen können und ansonsten werde ich versuchen meine to-do-Liste ein bischen abzuarbeiten. 

Alles Liebe, 

Lena

Just Married

Den letzten Freitag und Samstag habe ich gleich auf zwei Hochzeiten gleichzeitig getanzt und mir mal angeschaut, wie in Brasilien geheiratet wird. Ich fand es super schön das auch mal miterleben zu dürfen, weil es auch wirklich die allerersten Hochzeiten in meinem Leben waren.

Am Freitag holte mich meine Gastmutter von der Schule ab, wir aßen kurz Zuhause Mittag und danach sind wir zum Friseur gefahren. Das war auch gleich mein erster Friseur besuch hier, aber alle Haare sind dran geblieben. Meine Gastmutter hat einen neuen Haarschnitt bekommen und mir sollten eigentlich locken gemacht werden, woran sie aber kläglich gescheitert sind. Danach musste ich die Friseurin erst einmal aufklären, dass meine Haare ein bisschen anders sind als die wilden Locken der Brasilianerinen. 
Hübsch hergerichtet fuhren wir dann wieder nach Hause und jeder hatte noch etwas Freizeit, bevor wir uns fertig gemacht haben und uns danach auf den Weg nach Salvador, wo die Trauung stattfand, machten. Im Zentrum der Stadt, direkt am Hafen liegt die Kirche "Nossa Senhora da Conceição da Praia", die mit aufwendig mit Blumen geschmückt war und sogar der rote Teppich wurde extra ausgerollt. Spätestens dann war mir klar, dass die Leute die heute heraten (das war übrigens der Sohn vom Cousin meines Gastvaters) zur Elite der brasilianischen Gesellschaft gehörten und das natürlich auch allen deutlich gemacht wurde, an diesem Abend.  

Nach dem sich die zwei das Ja-Wort gegeben haben, ging es zur Party und auch bei der Auswahl und Dekoration dieser Lokation hat es an nichts gefehlt. Das Essen wurde immer in kleinen Häppchen serviert und trotzdem ich eigentlich schon nach dem ersten Gang satt war, habe ich tapfer bis zum Ende durchgehalten, auch wenn mir danach ein bisschen schlecht war. 

Nachdem alle satt waren, gaben die frisch verheirateten mit ihrem Hochzeitstanz die Tanzfläche frei und dann hielt auch den Rest der Gäste nichts mehr auf den Stühlen und sogar ich konnte mich überwinden mit zu tanzen. 

Ich hätte nie gedacht, dass es doch noch ein so schöner Abend wird, denn die einzige in meinem Alter auf dieser Hochzeit war ich. Aber die Brasilianer wissen halt vor allem eins - wie man richtig feiert :p
Die Trauung in der Kirche
und die riesige Party danach.


Am nächsten Morgen wurde ich dann von meinem Gastvater geweckt, weil wir auf eine zweite Hochzeit eingeladen wurden. Diese war direkt am Strand und auch um einiges kleiner, was sie für mich dafür aber um so schöner machte. Was weniger schön war, war die Mittagshitze, die alle Gäste ziemlich ins schwitzen brachte. 
Eine Band hat gespeilt und es wurde wieder viel gegessen und getanzt. Ich war dann doch ziemlich froh, dass dieses Mal ein Freund von mir mit dabei war, so hatte ich jemanden zum Reden und Tanzen an meiner Seite.

Und ganz spontan wurde ich dann auch noch verheiratet ;)

Auf beiden Hochzeiten waren Fotografen unterwegs und falls ich an deren Bilder komme, füge ich sie auf jeden Fall noch hier mit hinzu.

Alles Liebe,

Lena

Sonntag, 9. November 2014

Noch ein Jahr bis zur Volljährigkeit

Einmal im Leben seinen Geburtstag in Brasilien feiern zu können...dieser Tag wird mir auf jeden Fall lange in Erinnerung bleiben.

Ich hatte ehrlich gesagt gar nicht so hohe Erwartungen an den Tag, weil ich nicht wusste, wie das hier in Brasilien abläuft und wie man hier den Geburtstag feiert. Zum anderen war dies mein erster Geburtstag ganz ohne Familie und Freunde aus Deutschland.

Der 7. November begann dann auch mit dem typischen November-Wetter. Regen an meinem Geburtstag, was das betrifft blieb dann doch alles beim Alten.
Als ich dann in die Schule kam, gratulierten mir meine Freunde zum Geburtstag und mitten in der Mathestunde hat dann plötzlich auch der Rest der Klasse mitbekommen, dass ich heute ein Jahr älter wurde. Sie fingen alle an zu singen und selbst die Lehrerin kam zu mir und hat mich umarmt. Die Zeit in der Schule verging ausnahmsweise ziemlich schnell und gegen Mittag bin ich dann wieder nach Hause gefahren, wo mich meine Gasteltern beglückwünscht und mir mein Geschenk übergeben haben.

Den Nachmittag habe ich dann damit verbracht mit meine Familie und Freunden zu skypen. Meine besten Freunde haben sich alle zusammen getroffen und dann mit einer Flasche Sekt auf meinen Geburtstag angestoßen und auch wenn ich das ganze nur über meinen Handybildschirm miterleben konnte, war es doch ein bisschen so, als würde ich mit ihnen zusammen sein - ganz wie in alten Zeiten. Danke dafür, Leute.

Es hat mich doch ein bisschen traurig gemacht, als mich all die Glückwünsche von Freunden, Familie und Bekannten erreicht haben und ich hätte sie an diesem Tag einfach alle gerne mal in den Arm genommen. Zum anderen hat es mich aber auch so sehr gefreut, dass alle an mich gedacht haben und ich nicht vergessen wurde, trotzdem ich mich hier gerade am anderen Ende der Welt vergnüge.

Später habe ich dann mit meiner Gastmutter den Geburtstagskuchen abgeholt und das Essen vorbereitet, weil ich mir für diesen Abend ein paar Freunde nach Hause eingeladen habe. Wie immer verspätet kamen dann nach und nach die ersten Gäste. Ich hatte gar nicht erwartet, dass sie auch alle ein Geschenk mitbringen, weil die Party ziemlich spontan war und ich erst zwei Tage vorher alle eingeladen hatte. Trotzdem hat mir jeder eine Kleinigkeit mitgebracht, worüber ich mich sehr gefreut habe. Nach dem Essen, sollte ich dann den Kuchen anschneiden und vorher haben alle nochmal für mich gesungen, was dann übrigens so klingt (stellt es euch einfach mit der Melodie von "Happy Birthday" vor) :

Parabéns pra você,
Nesta data querida.
Muitas felicidades,
Muitos anos de vida.
Hoje é dia de festa,
Cantam as nossas almas.
Para a menina Lena
Uma salva de palmas.

Ein Teil musste dann leider schon ziemlich zeitig gehen, weil sie am nächsten Tag einen Test schreiben mussten, der zum Teil beeinflusst auf welches College sie später gehen und so saß ich dann mit meinen Gasteltern und dem Rest der Gäste ziemlich lange im Wohnzimmer und haben uns Unterhalten und ich habe alle gezwungen deutsche Musik zu hören. Die fanden sie aber gar nicht mal so schlecht.
Irgendwann gegen zwei Uhr morgens sind wir dann schlafen gegangen und die zwei anderen Austauschschüler, David und Leo, haben dann spontan auch hier übernachtet. 

Leo, ich, Rodrigo, Thomaz
Juliana, Paloma, Ich, Predro
Mit meinem Gastvater und zwei Vätern von Freunden
Zwei Mütter von Freunden, ich, meine Gastmutter
Meine Geburtstagstorte


Und so war der Tag dann leider auch schon vorbei. Mit 17 fühlt man sich plötzlich so alt, weil einem irgendwie bewusst wird, dass man bald Erwachsen ist und mir bleibt jetzt nur noch ein Jahr um die 'wilde Jugend' auszukosten.

Habt einen schönen Start in die neue Woche 

Alles Liebe, 

das Geburtstagskind Lena :)

Sonntag, 2. November 2014

Festa de Halloween

Diese Woche ging bei mir alles drunter und drüber, denn am Freitagabend gab es eine riesen Party in meinem Haus. Eigentlich sollte es eine AFS - Party sein, aber wie das hier so ist: Jeder kennt noch irgendwen, der einfach mit eingeladen wird.

Man hatte mir davon auch erst eine knappe Woche vorher erzählt. Die Leute hier sind einfach so unglaublich spontan. Letztes Wochenende kam dann wieder mal meine Betreuerin zu Besuch und fing an mit meiner Gastmutter die ersten Pläne zu schmieden. Die Beiden waren voll in ihrem Element und hatten jede Menge Ideen für Dekoration, Essen und natürlich den Dress-Code, denn alle Gäste sollten kostümiert zum Fest erscheinen. Und für was hat man als Austauschüler natürlich keinen Platz im Koffer gehabt, als man die Heimat verlassen hat? ...Richtig, ein Halloweenkostüm!!

Deswegen machte ich mich schon Montags mit Leo, dem Amerikaner und seiner Gastmutter auf dem Weg zu einem Kostümverleih. Das was dort zu finden war, war aber mehr als ernüchternd und entsprach so gar nicht unseren Erwartungen, denn wir hatten uns das ein wenig professioneller vorgestellt, aber alles was dort zu finden war, waren bunte Kleider - eher was für kleine Kinder.
Am nächsten Tag begann dann das gleiche Spiel nochmal von vorn und wir haben die nächsten zwei Kostümverleihe in meiner Stadt durchsucht und wieder nichts gefunden. Unsere letzte Hoffnung war ein kleiner Laden in Salvador und dort fand am Ende auch jeder etwas. Gott sei Dank. Sonst hätte ich mich zur Not in Toilettenpapier eingewickelt und wäre als Mumie gegangen.

Mittwoch und Donnerstag habe ich dann damit verbracht die Dekoration zu basteln. Das durfte natürlich nicht gekauft, sondern musste alles handgemacht werden. Nachdem ich dann gefühlte 100 Kürbisse und Fledermäuse ausgeschnitten habe, war auch schon Freitag. 

Nach der Schule bin ich dann mit Bia, einer Freundin zur mir nach Hause gefahren und mit noch ein paar anderen Leuten haben wir den ganzen Nachmittag damit verbracht, das Fest vorzubereiten, den Garten zu schmücken und eine Playlist zu erstellen.

Und jetzt fragt ihr euch sicher, welches Kostüm ich mir übergeworfen habe. Nein, ich war kein Zombie, keine Hexe oder Skelett und auch nicht als Edward Cullen verkleidet- seien wir ehrlich, das hätte der brasilianische Kostümverleih einfach nicht hergegeben - sondern ich habe mich mit einem weißen Kleid und jeder Menge Improvisation in die griechische Göttin, Aphrodite verwandelt. Erkennt man doch oder?

Eingeladen wurden alle für um 8. Gegen 10 Uhr kamen dann die ersten Gäste. Das ist so eine Eigenart der Brasilianer, an die ich mich immer noch nicht ganz gewöhnt habe. Mit der Anzahl der Leute, die nach und nach kamen stieg dann auch die Stimmung und wir hatten jede Menge Spaß, haben viel geredet und auch ein bisschen getanzt. Aber wenn die Brasilianer tanzen komme ich mir dann doch immer ziemlich untalentiert vor.
Gegen ein Uhr war der Spaß aber leider schon vorbei, weil dann die ersten schon wieder nach Hause gingen. Es waren viele Erwachsene da, weil das Fest ja im Sinne von AFS war. Die sind wohl einfach nicht mehr so ausdauernd im feiern ;) 

Das Haus ist geschmückt. Die viele Arbeit hat sich gelohnt







Ich hoffe auch ihr konntet euer Halloween genießen.
Nächste Woche Freitag steht schon wieder ein großes Ereignis an, mein 17. Geburtstag, von dem ich dann wieder berichten werde. 

Tschau, 
Lena