Mittwoch, 1. Oktober 2014

Wie steht's eigentlich mit meinem Portugiesisch?

Ja, in Brasilien spricht man Portugiesisch und kein Spanisch um dass klar zu stellen für alle Unwissenden, denn die Frage nach meinem Spanisch bekam ich schon öfter zu hören.

So eine neue Sprache ist eine große Herausforderung und ich wurde anfangs mit meinen kaum vorhandenen Sprachkenntnissen, ins kalte Wasser geworfen und musste mich in einem fremden Land mit einer Sprache, die ich nicht beherrsche zurechtfinden. Aber ich wollte das so, habe Brasilien statt den USA gewählt, gerade weil ich nach einer solchen Herausforderung gesucht habe.

Es gibt oft Momente, die mich zum verzweifeln bringen, wie wenn ich meinen Gasteltern etwas wichtiges sagen will, gerade keinen Google Translator zur Hand habe und nach Worten suche, um mich irgendwie ausdrücken zu können. Oder wenn ich mit Freunden zusammen bin und nichts weiter tun kann als versuchen zu verstehen, worüber sie reden und mich auch so gern mit ihnen Unterhalten würde, ich es aber einfach nicht kann, weil sie für mich zu schnell und zu durcheinander reden und mir die Vokabeln fehlen. Oder wenn ich in der Schule sitze und mir langsam die Augen zufallen, weil es wirklich unheimlich anstrengend ist sich stundenlang darauf zu konzentrieren, was der Lehrer sagt und man trotzdem kaum ein Wort versteht. Dann wünscht man sich ein bisschen nach Deutschland zurück, wo man all diese Probleme nicht hat.

Und dann gibt es wieder die Erfolgsmomente, wie ich heute einen hatte, als ich ganz allein, ohne fremde Hilfe mein Mittagessen bestellt habe und der netten Dame sogar erklären konnte, dass ich es nicht hier essen, sondern mitnehmen möchte. Oder wie Vorgestern, als ich ein recht langes Gespräch mit einem Freund geführt habe und das ohne peinliche Stille. Das sind diese kleinen Momente, die sehr motivieren und einen selbst stolz machen, weil man merkt, dass es langsam bergauf geht und man nicht nur auf der Stelle tritt. Wenn ich mich heute mit meinen ersten Tagen hier vergleiche, habe ich große Fortschritte gemacht und kann mittlerweile schon das meiste verstehen, solange man langsam mit mir redet. Nur mit dem Sprechen ist es etwas schwieriger.

Ich habe selbst gemerkt, dass sich mein Portugiesisch seit meinem Gastfamilienwechseln sehr verbessert hat. Meine Gasteltern sprechen nur Portugiesisch von daher habe ich gar keine andere Wahl, als diese Sprache anzuwenden. Sie reden sehr viel mit mir, erklären mir alles Mögliche und geben sich viel Mühe. Manchmal bewundere ich es ein bisschen, dass sie die Ausdauer haben mir manche Worte auch dreimal zu erklären, ohne irgendwann genervt zu sein und keine Lust mehr zu haben. Selbst als ich mit meinem Gastvater im Supermarkt war, hat er mir die Namen aller Lebensmittel, Früchte und was man dort sonst noch so findet, erklärt.
Meine Gasteltern kennen hier sogar jemanden, der als Deutschlehrer arbeitet und mir jetzt Portugiesischuntericht gibt. Da kann es ja nur besser werden.

Mit so einer fremden Sprache läuft natürlich auch nicht immer alles glatt und man lernt über sich selbst zu lachen. Und so habe ich schon öfter etwas anderes zu Essen bekommen, als ich eigentlich wollte, weil ich die Worte vertauscht habe oder habe statt meinem gewünschten Guarana (eine Art Limonade, gemacht aus der Guaranafrucht) irgendeinen Guavensaft bekommen, weil ich das Wort wohl nicht richtig aussprechen konnte und man mich deswegen falsch verstanden hat. Auch habe ich schon versucht jemandem einen Weg zu erklären, angekommen ist derjenige mit meiner Beschreibung sicher nie. Samstag (sabado) und Sonntag (domingo) verwechsle ich auch manchmal und stand deswegen auch schon mal einen Tag zu früh an der Tür eines Freundes. Bei meiner alten Familie gab es einmal Hot Dog, was in Brasilien 'Cachorro Quente' heißt. Ich verstand nur Cachorro (Hund) und war ganz entsetzt, weil ich dachte, sie wollten den Hund essen.
Man macht so viele Fehler, dass man irgendwann die Angst verliert irgendwas falsch zu machen. Lieber einfach drauf los quatschen, als still schweigen. Die Brasilianer sind auch wirklich immer alle sehr bemüht mir zu helfen, wenn ich mal nicht mehr weiter weiß und zur Not versucht man halt alles mit Händen und Füßen zu erklären, egal wie witzig das für andere aussieht.

Vielleicht könnt ihr euch ja jetzt ein bisschen besser vorstellen, wie es mir mit meiner neuen Sprache ergeht. Mittlerweile reicht es zum überleben, aber nicht um an normalen Gesprächen teilzunehmen. Trotzdem möchte ich so schnell wie möglich lernen, was mein Leben hier um einige erleichtern würde. Es ist nicht immer leicht, macht nicht immer Spaß aber ich lerne jeden Tag ein bisschen dazu.

In diesem Sinne: „Até logo“(Bis bald)
Lena

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